Leserbrief von Stephan Riegger an den Tagesspiegel vom 07.07.2019.
Der Beitrag von Christian Tretbar zur Digitalisierung fordert mit guten Argumenten leider die falschen Lösungen ein; die Kompetenz programmieren zu können ist im Zeitalter der Digitalisierung leider nur mit der Kompetenz zur Nutzung eines Schraubendrehers vergleichbar. Um den Chinesen Paroli zu bieten, mehr Patente anzumelden u.a. bedarf es der entsprechenden Grundlagen, wie z.B. Social Skills. Letztere bekomme ich durch freies Spiel mit anderen (s. Kinderrechte) - inklusive einem Pflaster auf dem Knie, blaue Flecken, durch Emotionen, selbst entwickelte Spielregeln, mit Freunden streiten und sich vertragen. Daraus entwickelt sich die Kunst, Fragen zu stellen. Ohne Fragen sind Programmierkünste zweck- und ziellos. Unsere Zukunft braucht keine Homunculi mit einem I-Pad-Brett vor dem Kopf. Unsere Kinder müssen erst einmal ihre Welt riechen, schmecken und mit allen Sinnen erfühlen und wertschätzen. Dann geht es ab zu den Fridays for Future. Dann – aber erst dann geht, es ans Programmieren neuer Software im Dienste der Umwelt, der Demokratie und des friedlichen Zusammenlebens. Nota bene: in Kalifornien hat die Generation nach den Garagen-Start-Ups die PC ´s und I-Pads aus den Schulen verbannt. Nachfragen nach dem Warum lohnt sich!
Veröffentlicht im Tagesspiegel vom 14.07.2019
Ein Kommentar:
Für die Besucher dieser Webseite, die sich für die Bewegte Schule und die Instrumente von Moving School 21 – insbesondere für die Aktiven Unterrichtspausen (AUP), interessieren, sollen vorab erst einmal gewarnt werden! Warum warnen wir?
Nun, es gab in den vergangenen Jahren viel zu viele Vorschläge zur Verbesserung der Schulen und der Leistungsfähigkeit der Schüler. Diese waren z. T. abstrus oder glichen Wundermitteln, mit denen die Leistungen der Kinder gesteigert werden sollten. Häufig kamen dabei Vorschläge zur Anschaffung besonderer Unterrichtstechnologien im Rahmen der Digitalisierung des Unterrichts oder sogar der Einsatz von Medikamenten für Hyperaktive vor.
Moving School 21 schlägt etwas ganz anderes vor! Die Vorschläge zur AUP sind eher konservativ und an pädagogische Erkenntnisse geknüpft, die es schon seit mehr als 100 Jahre gibt: Kinder brauchen zum Lernen, für Ihre Konzentrationsfähigkeit, ihre Merkfähigkeit – und für ihr gesundes Aufwachsen regelmäßig - BEWEGUNG! Heute können die Neurologen den Menschen beim Denken und Bewegen in den Kopf schauen. Dabei bestätigen sie die Theorien aus der pädagogischen Urzeit: wenn man sich beim Lernen bewegt, sind alle Teile des Gehirns aktiviert und durchblutet. Die Neurologen sehen ein wahres Feuerwerk an Impulsen zwischen Hirnzentren und Hirnrinde – dort wo die Synapsen geschaltet werden und wo unsere Intelligenz ihren Ort hat.
Unser Vorschlag: Überdenken Sie ihre Situation an der Schule, denken Sie an Ihre Bedürfnisse als Lehrer oder Lehrerin und worunter Sie am meisten leiden. Häufige Antworten dazu sind: Unruhe, Lärm, Unaufmerksamkeit, Unterrichtsstörungen (Phillip und Phillipina zappeln, rucken und zucken und lassen sich durch gar keine Intervention und Ermahnung zum Stillsitzen bringen). Wenn etwas davon Ihre Situation beschreibt, dann lesen Sie weiter – ansonsten lassen Sie den Teil der Webseite mit den Vorschlägen zum Bewegten Unterricht und zur AUP aus. Sie arbeiten bereits in einem genialen Lehrerkollegium, in dem Bewegung und Lernen bereits erfolgreiche Alltagspraxis ist: viel Erfolg auch weiterhin und gute Nerven. Wir anderen, lesen weiter. Erwarten Sie kein Erfolgsrezept gegen Unruhe im Unterricht, keine Wundermittel gegen Störungen, Lärm und Konzentrationsmangel und auch keinen Zauberstab zur Verwandlung Ihrer Schüler in friedlich lernende Wesen! Wenn ja, sind Sie mit den Vorschlägen zum Bewegten Unterricht auf dieser Webseite nicht richtig bedient! Sollten Sie jetzt noch dabei sein, schlagen wir vor, dass Sie sich zu den praktischen Vorschlägen der AUP durchklicken, diese mutig ausprobieren und die Reaktionen Ihrer Schüler genau beobachten. Schüchterne und weniger Risikobereite unter Ihnen sollten bei sich zu Hause in der Familie beginnen und die Kommentare Ihrer Kinder abwarten. Wenn diese Sie ermutigen – machen Sie weiter.
Ein kleiner Wermutstropfen zum Schluss: die vorgeschlagenen Aktiven Unterrichtspausen können allein die strukturellen Defizite an Ihrem Arbeitsplatz Schule oder Kita nicht verbessern. Für gutes, erfolgreiches und gesundes Lernen bedarf es weiterer Maßnahmen, zu denen auf dieser Webseite weitere Vorschläge gemacht werden. Aber erst einmal geht es um Sie als Lehrer oder Lehrerin und Ihre Schüler. Da die Aktiven Unterrichtspausen schon von vielen, auch kritischen Kollegen in Europa erprobt und mit dem gewünschten Erfolg angewendet werden, brauchen wir Ihnen keinen Erfolg zu wünschen: nur Mut dazu, den müssen Sie schon haben.
Abstrakt: Der Artikel befasst sich mit den Qualitätskriterien einer guten Schule. Eltern können sich an verschiedenen Merkmalen orientieren und entsprechende Fragen an die Schulen stellen. Lehrern können diese Kriterien für die Organisation ihrer Schule und bei einer Neuausrichtung am Modell einer Bewegten Schule helfen.
Stichworte: Grundschule, Schulsuche, Eltern, Bewegte Schule, Schulhof, Ganztagsschule, Sprache, Integration, Schulweg, Gesundheitsförderung, Schulleistung